Insgesamt haben 381 Leute an dieser Umfrage teilgenommen! Dass sind ungefähr 281 mehr als ich mir erhofft hatte – ich habe zu danken!
Auch mit dieser hohen Beteiligung sind die Ergebnisse der Umfrage nicht repräsentativ im wissenschaftlichen Sinne (ich weiß, dass dafür viel mehr Kriterien erfüllt sein müssten), aber sie haben doch eine sehr, sehr hohe Aussagekraft!
Unwissenschaftlich gesagt: Sie sind doch ganz schön repräsentativ 😉
In diesem ersten Teil geht es um Fragen wie: Wer spielt bei uns überhaupt Discgolf? Und wann und wie sind sie zum Sport gekommen?
Ich möchte darauf eingehen, wer überhaupt an der Umfrage teilgenommen hat:
Wir werden sehen, dass nicht nur zahlenmäßig sehr viele, sondern vor allem eine sehr große Bandbreite an Discgolfenden hier ihre Meinung abgegeben hat. Dadurch sind die Ergebnisse sehr aussagekräftig.
(Bemerkung: Am besten lest Ihr diesen Artikel an einem Laptop-/Tablet-Bildschirm. Nicht jede Grafik ist auf einem kleinen Smartphone-Display optimal zu betrachten. Außer, Ihr habt (noch) hervorragende Augen :))
Eine der entscheidenden Fragen: Wann hast Du mit Discgolf angefangen?
Von den Einsteigern bis zu den alten Hasen sind alle Erfahrunsgslevel dabei.
Gut 30% der Teilnehmenden sind schon länger als 5 Jahre dabei. Auf der anderen Seite haben über ein Drittel der Teilnehmenden in den Pandemie-Jahren 2020 und 2021 angefangen.
Aus Erhebungen der großen Hersteller und Shops ist inzwischen bekannt, dass sich während der Pandemie die Zahl der Discgolfenden weltweit verdoppelt hat. D.h. jede:r zweite Discgolfer:in hat erst in den Jahren 2020+ mit dem Sport begonnen.
Hier in der Umfrage kommen wir „nur“ auf ein Drittel. Warum diese Gruppe hier leicht unterrepräsentiert ist, liegt m. E. auf der Hand: Einsteiger „stecken noch nicht so tief drin“! Sie gehen gerne auf eine Runde – aber sind sie auch sofort in der Community drin? D.h. ist Discgolf Inhalt ihrer Social Media-Aktivität, verfolgen sie aktiv News aus der Discgolf-Welt usw.? Wahrscheinlich ist das als Einsteiger noch weniger ausgeprägt als später. Insofern ist es auch unwahrscheinlicher, dass sie bei so einer Umfrage mitmachen.
Deshalb bin ich sehr glücklich, dass tatsächlich (wenn auch leicht unterrepräsentiert) so viele „Neu-Einsteiger“ teilgenommen haben und auch ihre Meinung und ihr Eindruck zu einem wichtigen Teil einfließt!
Wo wir schon beim Thema sind… Was waren die ausschlaggebenden Gründe, mit Discgolf anzufangen?
Völlig offensichtlich: Die meisten (48%) werden von ihren Bekannten und Freund:innen zum Discgolf „geschleppt“ 🙂 oder sagen wir lieber „bekehrt“! Interessanterweise ist die Quote, die genau wegen ihrem Partner oder ihrer Partnerin angefangen haben, vergleichsweise gering: gerade mal 3%.
Schon auf Platz 2 folgt die örtliche Nähe zu einem Discgolf-Parcours. Das kann ich am Beispiel meines Heim-Parcours bestätigen – nach dessen Bau waren wirklich viele neue Discgolfer „Arbeitsnachbarn“, also Leute, die in den großen Firmen in der Nähe arbeiten und auf die Körbe aufmerksam wurden.
Beeindruckend hoch die Quote derer, die den Sport im Internet entdeckt haben (13%) – all die Videos auf Youtube bringen wohl was!
Immerhin 12% haben einen „Scheiben-Vorschaden“ – sie haben Discgolf über ihre Aktivität als Ultimate-Spieler kennengelernt. Das dürfte auch in den Pandemie-Jahren eine verstärkte Rolle gespielt haben, als der Mannschaftssport in den Teil-Lockdowns gelitten hat: Kein Training, keine Turniere – dann sucht man sich einen anderen Scheibensport draußen…
Die meisten der individuellen Antworten bezogen sich darauf, dass sie Discgolf bei einem Auflandsaufenthalt oder im Urlaub kennengelernt haben. Diese Antworten konnte ich gut eine Gruppe zusammenfassen (4%).
Auch interessant: Immerhin 1 von 50 hat Discgolf nicht zuerst „in real life“ gespielt, sondern an der Spielkonsole!
Eine der schönen individuellen Antworten: „Habe nen Discgolfer beim Bäcker kennengelernt“. Man ist also wirklich an keinem Ort vor denen sicher 😉
Selbsteinschätzung
Kommen wir dazu, wie die Teilnehmenden sich als „Spielertyp“ sehen – das muss nichts mit dem tatsächlichen Spielnivau zu tun haben. Sondern ist eher eine Aussage über das Commitment zum Sport und wirft zudem einen interessanten Blick auf den ausgeprägten kompetitiven Charakter unserer Sportart:
Lediglich 16% der Befragten ordnen sich den beiden „unkompetitiven“ Kategorie zu. Im Umkehrschluss sehen wir: über 80% betreiben den Sport, um sich gerne auch mal mit anderen zu messen. Manche weniger („mag trotzdem ab und an Wettbewerb“, 32%) und manche mehr (quasi alle anderen Kategorien).
14% der Discgolfer:innen bezeichnen sich sogar als extrem kompetitiv – auch wenn sie keine Profis sind, ist Discgolf trotzdem einer der Ankerpunkte ihres (Freizeit-)Lebens!
Letztlich: Kein Wunder, dass es gar nicht genügend Turniere geben kann. Discgolfer:innen lieben einfach den Wettbewerb – und seien es auch nur Spaßwettbewerbe (Bagtag-Challenge anyone?!)!
Zu dem Turnier-Thema kommen wir aber gleich noch.
Erst kommen wir zur Frage der Spielfrequenz:
Hier der ganz klare Fehler meinerseits: Ich dachte, 10 Tage pro Monat (übersetzt jeder dritte Tag… bzw.: jedes Wochenende SA und SO plus ein Werktag pro Woche) wäre genug als höchste Antwortmöglichkeit.
Also: über 70 Leute haben angegeben, an 10 Tagen im Monat auf den Parcours zu gehen. Ich gehe inzwischen davon aus, dass damit „mindestens an 10 Tagen“ gemeint war.
Geschlechter / Spielklassen
Ich hatte mich dagegen entschieden, die Frage nach dem Geschlecht zu stellen – aber die Frage nach den Spielklassen hat darüber etwas Aufschluss gegeben. Zu bedenken ist allerdings, dass hier nur die Befragten antworteten, die in diesem Jahr Turniere spielen wollen.
30 Personen, die in den Frauen-Spielklassen starten, haben teilgenommen. Diese 8,7% mögen nicht viel klingen, wenn wir aber sehen, dass der Anteil der Frauen im D-Rating bei 8,9% liegt… ja, dann kommt das schon ganz gut hin. Der Anteil der Frauen in der PDGA liegt auf jeden Fall unter diesen Werten.
Auch das Alter habe ich nicht abgefragt, aber die Ergebnisse geben auch da einen Hinweis. Im D-Rating sind 43% der Spieler:innen in der Open-Spielklasse erfasst. In der Umfrage liegt der Open-Anteil bei 52%. Hier sind also die „jungen“ etwas öfter vertreten. Im Endeffekt auch das nicht ungewöhnlich, hat doch das Alter manchmal Einfluss auf die Medienaffinität und eventuell auch auf den Willen, sich an so einer Umfrage zu beteiligen.
Leistungsstärke
Leistungsstärke im Discgolf wird gemessen… ja natürlich, das allseits beliebte Rating. Wer genauer in die Thematik einsteigen will, kann nochmal inPutt04 hören, als es ausführlich um Ratings ging.
Bei all dem (in anderen Fragen gezeigten) Willen, sich mit anderen zu messen, hat mich dann die Quote von 35% für „Ich kenne mein Rating nicht oder habe keins“ dann doch überrascht! Merke also: Wettbewerb ist das eine, Rating das andere.
Schauen wir uns nun die Verteilung an, wenn wir nur die Leute betrachten, die ihr Rating angegeben haben:
Interessant: Die Gruppe der Befragten mit einem Rating von mindestens 950 ist mit 28 Leuten gleich groß wie die Gruppe der Befragten mit einem Rating unter 800 (29 Leute). Dazwischen befindet sich „Otto Normal“. Der Median der hier angebenen Ratings liegt in der Gruppe „850 bis 900“ (bei einer angenommenen Gleichverteilung in dieser Gruppe bei ca. 890). Zum Vergleich: Der Median der derzeitigen D-Ratings liegt bei 874. Das passt also auch.
(Anmerkung: der Median ist der Wert, der genau in der Mitte einer Datenverteilung liegt. In diesem D-Rating-Fall bedeutet das: die Hälfte aller Spieler:innen hat ein Rating von unter 874, die andere Hälfte eins, das darüber liegt. Dieser Median-Wert ist hier aussagekräftiger als z.B. der Durchschnitt.)
Turnier-Aktivität
Auch hier waren Mehrfachnennungen möglich. Lediglich 11,4% der Befragten spielen keine Turniere – nicht mal Spaßturniere. Im Umkehrschluss: Fast 9 von 10 Befragten ist bei Turnieren unterwegs, ein Großteil bei lokalen (Fun-)Turnieren und/oder bei den klassischen DFV-Turnieren der German Tour und Serien. Immerhin ein beträchtlicher Anteil von 14% hat schon international Erfahrungen gesammelt.
Entsprechend dem Anteil der Einsteiger liegen gut ein Drittel der Befragten noch unter 10 Turnier-Teilnahmen.
Fast 40% der Befragten würde ich schon als „sehr alte Hasen“ bezeichnen, denn: Mehr als 20 Turniere sind schon ein wertvoller Erfahrungsschatz. Jeder 11. Teilnehmende ist sogar „Turnierveteran“ – mehr als 100 Turniere… das ist fett!
Der bei weitem größte Anteil der Befragten sind Mitglied in einem Discgolf-Verein bzw. -Sparte. Auch hier zeigt sich, dass die Umfrage vor allem die erreicht hat, die schon mehr in der Discgolf-Community „drin“ sind und dementsprechend den Wert der Vereine erkennen.
Die Beteiligung ging quer durch alle deutschsprachigen Gegenden – natürlich mit dem klaren Schwerpunkt Deutschland (mit einem leichten Gefälle von Nordwest nach Südost), es gab ja auch keine Fragen speziell für Discgolf in Österreich und der Schweiz – bestimmt das nächste Mal 🙂
Und nun noch als „Rausschmeißer“ eine weitere Statistik:
92% der Discgolfer:innen werfen mit ihrer rechten Hand, lediglich 6% sind reine Discgolf-Linkshänder. Laut Untersuchungen liegt der Bevölkerungsanteil der Linkshänder:innen allerdings bei 10,6%!
Also zwei Möglichkeiten: Discgolf spricht Rechtshänder:innen mehr an als Linkshänder:innen 😉 Oder was wahrscheinlicher ist: Ein guter Teil der Linkshänder:innen wirft dennoch mit rechts (oder kann mit beiden Händen gut werfen, auch das haben ja einige angegeben)!
Das war’s für den ersten Teil, nun könnt Ihr nachvollziehen, warum ich von der Beteiligung so begeistert bin und warum die Ergebnisse so viel Aussagekraft haben.
Hier die bisher erschienenen Artikel mit weiteren Auswertungen:
Discgolf Report 2022 – Teil 2: Turniere und Parcours
Discgolf Report 2022 – Teil 3: Scheiben
Discgolf Report 2022 – Teil 4: Profi-Discgolf und Meister-Tipps
Riesen-Dank an dieser Stelle an Crosslap Discgolf-Shop und an den Discgolfstore für die Unterstützung. Beide haben wertvolle Preise gestiftet, die im kommenden Podcast und den nächsten Artikeln unter allen Teilnehmenden (die ihre Email-Adresse hinterlassen hatten) verlost werden!