Liebste Frage der Discgolfer:innen: „Hey, was hast’n da gerade geworfen? Was war’n das?“. Und dieser Artikel beantwortet diese Frage jetzt mal im großen Stil: Welche Scheiben werft Ihr und wie kommt Ihr da drauf 🙂 ?
(Bemerkung: Am besten lest Ihr diesen Artikel an einem Laptop-/Tablet-Bildschirm. Nicht jede Grafik ist auf einem kleinen Smartphone-Display optimal zu betrachten. Außer, Ihr habt (noch) hervorragende Augen :))
Interesanterweise haben tatsächlich gut 10% aller Discgolfer:innen ihre Scheibensucht noch unter Kontrolle und besitzen höchstens 20 Scheiben. Aber angesichts dessen, dass mindestens ein Drittel Discgolf erst während der Pandemie begonnen haben, eventuell auch einfach ein Zeichen von „das wird schon noch mehr, wart’s mal ab“ 🙂
Am anderen Ende stehen 30%, die mindestens 100 Scheiben besitzen… das sind immerhin 5mal so viele wie man für gewöhnlich mit auf die Runde nimmt!
Trotz einiger Engpässe war 2021 – laut der Hersteller – das Jahr der Absatzrekorde. Zum Beispiel hat der Hersteller MVP mehr Scheiben verkauft als in den 11 Jahren zuvor zusammen. (Gut, das lag bestimmt auch am „holy shot“ von James Conrad mit einer MVP-Scheibe.)
Immerhin mehr als 40% haben sich letztes Jahr mindestens 20 Scheiben gekauft. (OK, ich gehöre auch dazu. So ist das, wenn man seinen Putter wechselt.)
Was sind die Hauptkriterein, die die Scheibenwahl beeinflussen?
Auch wenn die „flight numbers“ nicht immer dem tatsächlichen Flugverhalten einer Scheibe entsprechen: Letztlich haben sie den größten Einfluss auf die Scheibenwahl.
Auf den Plätzen folgt das Plastik / Material und wie sie sich anfühlt. Jede Hand ist anders und da muss die Scheibe schon passen, manche mögen steiferes Plastik lieber, manche brauchen es besonders griffig.
Tatsächlich spielen Marke / Hersteller eine kleinere Rolle als man manchmal meint. Wahrscheinlich sind die Fans bestimmter Marken einfach nur am lautesten, wenn es um Scheiben geht. Der Großteil der Discgolfer:innen scheint da aber eher pragmatisch als markentreu zu sein.
Auch Design und Sammlerwert spielen eine untergeordnete Rolle.
Es war schon oft Thema in den Gesprächen: Es braucht keine High-Speed-Scheiben, um ein guter Discgolfer zu werden. Am besten lernt man mit „neutralen“ Scheiben, also eher Puttern oder Midrange-Scheiben ohne besonderen Turn oder Fade.
Aber auch wenn das eine bekannte Sache ist: In der Praxis macht das niemand – tatsächlich haben genau 0 Leute (von 381) angegeben, dass die Scheibe mit dem höchsten Wert, die sie regelmäßig werfen, Speed 6 oder weniger hat!
Die meisten Discgolfer:innen sind mit Standard-Scheiben glücklich. Die Zielgruppe für besondere Runs und Editionen liegt in der Größenordnung ein Drittel.
Kommen wir nun zur spannenden Frage, welche Scheiben-Marken im deutschsprachigen Raum am weitesten verbreitet sind! Hier sind die Zahlen:
Zwei von drei Discgolfer:innen haben Scheiben von Innova und von Latitude64 im Bag. Damit sind sie die verbreitetsten Scheiben-Marken im deutschsprachigen Raum. Innova als älteste (US-) Marke und „alter Platzhirsch“ liegt dabei aber nur noch einen Hauch vor Latitude, dem europäischen „big player“.
Besonders markant: Platz 3 für Discmania. Ich habe Deutschland schon immer als „Discmania-Country“ empfunden – durch die enge Verbindung von Simon Lizotte zu Discmania und die starke deutsche Fanbase der „Crush Boys“ (Simon und Eagle McMahon).
Die Eigenheiten des deutschsprachigen Marktes erkennen wir im Besonderen, wenn wir nun einige Zahlen des amerikanischen Marktes gegenüber stellen. Dafür sind in der untenstehenden Grafik die amerikanischen Zahlen in Rot (Quelle: infinitediscs.com).
Wir sehen, dass die europäischen Marken wie Latitude64, Discmania oder auch Kastaplast bei uns viel stärker sind. Dafür sind die US-Platzhirschen Innova und Discraft dort weitaus stärker. Dazu kommen Marken, die ihren Schwerpunkt ganz klar im US-Markt sehen, z.B. Dynamic Discs (quasi das „Trilogy“-Gegenstück zu Latitude) und Gateway.
Die beliebtesten Scheiben
Zudem habe ich gefragt, welche Scheiben Eure persönlichen Lieblingsmodelle sind. Auch wenn bestimmt 200 verschiedene Scheiben genannt wurden, zeigt sich, dass das ein oder andere Modell doch als Favorit taugen. Der Spitzenreiter, die Buzzz, wurde immerhin von 7,5% aller Discgolfer:innen genannt!
Die Discraft Buzzz ist (neben der Innova Roc) eine DER Midrange-Klassiker. Das Modell feiert kommendes Jahr sein 20jähriges. Auf Platz 2 folgt dann schon ein Distance Driver, die Innova Destroyer. Auf Platz 3 liegt die MVP/Axiom Envy, letztes Jahr bekannt geworden durch James Conrads „holy shot“.
Hinweis zur Auswertung: „Verwandte“ Scheiben, die aber eigentlich andere Modelle sind (z.B. Teebird und Teebird3 oder Buzzz und Buzzz OS) sind nicht zusammengefasst, sondern getrennt ausgewertet.
Was passiert mit all den Scheiben, wenn sie mal nicht mehr geworfen werden? Die meisten von Euch behalten sie erstmal – was dann auch den Besitz von 100 oder 200 Scheiben locker erklärt 😉
Ein guter Teil von Euch verschenkt sie (z.B. an Anfänger:innen), das ist super nett und kann ich nur empfehlen…
Und bei der derzeitigen Nachfrage ist natürlich der Verkauf eine mögliche Option (wobei das der größere Teil eher lokal macht).
Noch eine letzte Frage: Wie bekommt ihr Eure Scheiben über den Parcours?
Mit Abstand die meisten benutzen dafür einen speziellen Discgolf-Rucksack. Aber auch (zusätzlich oder extra) die Carts sind nach wie vor stark im Kommen.
Das war es für diesen Teil. Ich hoffe, Ihr seid nun schlauer 🙂 Wenn Ihr was besonders bemerkenswert fandet: Lasst gerne einen Kommentar hier!
Hier geht’s zu den anderen Teilen der Auswertungen:
Discgolf Report 2022 – Teil 4: Profi-Discgolf und Meister-Tipps
Discgolf Report 2022 – Teil 2: Turniere und Parcours
Discgolf Report 2022 – Teil 1: Wer spielt Discgolf?
Hiermit auch noch einen herzlichen Dank an Crosslap Discgolf-Shop und an den Discgolfstore für die Unterstützung. Beide haben wertvolle Preise gestiftet, die unter allen Teilnehmenden (die ihre Email-Adresse hinterlassen hatten) verlost werden!